Digital statt physisch? Der moderne Weg der Weihnachtsgrüße
- Andreas Lassen

- vor 2 Tagen
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Der Dezember ist angebrochen, und mit ihm jene besondere Zeit des Innehaltens und der Verbindung. Auf dem Schreibtisch türmen sich die letzten Projektakten des Jahres, doch im Kalender leuchtet ein anderer Termin: die Weihnachtsgrüße. Früher, erinnern wir uns, war das Ritual klar. Es gab den Stapel handverlesener Karten, die feierliche Beschriftung der Umschläge, den Gang zur Post. Ein Hauch von Wachs, Tinte und Papier lag in der Luft – ein sinnliches, wenn auch zeitintensives Unterfangen.
Heute blinkt uns das gleiche Anliegen vom Bildschirm entgegen. Die digitale Welt hat unseren Alltag erobert, und mit ihr stellt sich die Frage: Wie grüßt man in Zeiten von E-Mails, Messengerdiensten und Social Media zu Weihnachten? Ist die digitale Grußkarte eine herzlose Pflichtübung oder die moderne, bewusste Alternative?
Die Antwort liegt, wie so oft im Bereich der modernen Umgangsformen, nicht in einem einfachen Entweder-oder. Es geht um die passende Wahl des Mediums – und die Authentizität der Geste, die dahintersteht. Stellen Sie sich vor, Sie erhalten eine massenhaft verschickte E-Mail, in der Ihr Name nur durch eine automatische Serienbrieffunktion eingefügt wurde. Die Botschaft mag freundlich sein, doch das Gefühl der persönlichen Ansprache bleibt aus. Das digitale Medium allein macht es nicht weniger wertvoll; der Mangel an persönlicher Note schon.
Die Kunst des modernen Weihnachtsgrußes beginnt daher mit einer einfachen Überlegung: Wem möchte ich danken? Wer hat mich in diesem Jahr beruflich begleitet, unterstützt oder inspiriert? Für den langjährigen Geschäftspartner, der die handgeschriebene Note zu schätzen weiß, mag der klassische Weg auf feinem Papier noch immer der goldene Standard sein. Es ist ein Zeichen besonderen Respekts und investierter Zeit. Für das junge, international verteilte Team, das im digitalen Raum zu Hause ist, kann eine persönlich gestaltete Video-Botschaft oder ein liebevoll kuratiertes digitales Grußbild in der gemeinsamen Team-Chatgruppe dagegen lebendiger und verbindender wirken als ein physischer Brief, der vielleicht erst im neuen Jahr ankommt.
Die digitale Welt bietet ungeahnte Möglichkeiten für Kreativität und persönliche Berührung. Eine kurze, selbst aufgenommene Sprachnachricht mit den besten Wünschen für einen Kollegen wirkt unmittelbar und herzlich. Ein gemeinsam mit dem Team erstelltes, digitales "Weihnachtsmagazin" mit lustigen Momenten aus dem Jahr schafft Gemeinschaft. Die Grenze verläuft nicht zwischen digital und analog, sondern zwischen gedankenloser Massenware und bewusster Wertschätzung.
Doch Vorsicht vor der Überforderung. Der digitale Kanal verführt dazu, immer mehr Menschen mit einem Klick erreichen zu wollen. Hier ist Bescheidenheit die bessere Ratgeberin. Ein kleiner, bewusst gewählter Kreis, der wirklich persönlich angesprochen wird, ist wertvoller als ein Verteiler mit hundert Namen. Schließlich geht es nicht um Reichweite, sondern um Beziehungspflege.
Und wie steht es mit den sozialen Netzwerken? Ein öffentlicher Post auf LinkedIn oder Xing für Ihr gesamtes Netzwerk ist durchaus angebracht – als allgemeine Geste des Dankes und der Verbundenheit mit Ihrer beruflichen Community. Er ersetzt jedoch nicht die persönliche Ansprache an diejenigen, die wirklich einen Unterschied für Sie gemacht haben.
Am Ende, liebe Leserin, lieber Leser, ist der Kern der Sache zeitlos geblieben. Ob die Worte nun in Tinte getaucht oder in Pixelschrift erstrahlen: Es geht um den Moment der Anerkennung. Es geht darum, innezuhalten und zu sagen: "Ich denke an Sie. Ich danke Ihnen für das vergangene Jahr. Ich wünsche Ihnen Ruhe und Freude." Wenn diese Haltung im Zentrum steht, findet die Botschaft ihren Weg – ob auf Papier oder durch das Licht des Bildschirms. Sie wird ankommen.
In diesem Sinne: Mögen Ihre Weihnachtsgrüße in diesem Jahr, auf welchem Weg auch immer sie reisen, von Herzen kommen und ebenso empfangen werden.





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